Auszuschließen ist sicherlich, dass die Berliner Justiz sich mit der Hausdurchsuchung dafür revanchiert, dass Hopkins im April sein neues Buch „Fear & Loathing in the New Normal Reich“ veröffentlicht hat.

Das Cover zeigt einen Angeklagten vor einer Anklagebank, die mit Mundschutz tragenden Zombies im Anzug bevölkert ist. Nicht gerade eine Liebeserklärung an die Berliner Justiz. Aus der Buchbeschreibung:
„Von den deutschen Behörden wegen „Verbreitung von pro-nazistischer Propaganda” angeklagt, weil er das Cover seines Bestsellers „The Rise of the New Normal Reich“ tweetete, sind Hopkins‘ absurde Abenteuer im deutschen Rechtssystem – wo er ohne Gerichtsverfahren für schuldig befunden, dann freigesprochen und schließlich schuldig gesprochen wurde – eine erschütternde und urkomische Lektüre. Vor einem Strafgericht angeklagt, sein Buch von Amazon verboten, seine Tweets von Twitter zensiert, dem Bundeskriminalamt und dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem deutschen Inlandsgeheimdienst, gemeldet, ist sein Kampf um die Verteidigung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung und künstlerischen Ausdruck zu einer internationalen Causa célèbre geworden, über die in den USA, Großbritannien, Australien und der Schweiz sowie in Deutschland ausführlich in den Medien berichtet wurde.“
Das Buch könnte nach einer länglichen Leseprobe zu urteilen, eine sehr lohnende Lektüre sein. Hopkins ist ein radikaler linker Kapitalismuskritiker mit interessanten Gedanken, auch wenn – oder vielleicht weil – er zu Übertreibungen neigt.
Das Cover seines vorherigen Buches, wegen dessen Verbreitung er angeklagt wurde, beinhaltete ein (leicht zu übersehendes) Hakenkreuz unter einer Atemschutzmaske. Das war Grund genug für Berliner Richter, um anzunehmen, dass das faschismuskritische Buch als Naziverherrlichung verstanden werden könnte. Nach Freispruch in erster Instanz wurde er deshalb im September 2024 im von der Staatsanwaltschaft angestrengten Berufungsverfahren schuldig gesprochen.

Ganz anders sieht die Justiz das dagegen bei einem Cover des Spiegel, der ein genau entsprechendes Motiv mit viel deutlicherem Hakenkreuz auf sein Cover setzte.

Die zuständige Staatsanwaltschaft lehnte auf eine Anzeige hin Ermittlungen ab. In dem Artikel ging es – anders als bei Hopkins – nicht um Kritik an der Regierung.
Während Hopkins weiterhin darauf wartet, dass nach dem Schuldspruch das Strafmaß festgelegt wird, überfielen ihn am 26. November drei bewaffnete Berliner Polizisten frühmorgens mit einem Hausdurchsuchungsbefehl, beschlagnahmten seinen Computer und verhörten ihn und seine Frau.
Nach Hopkins Darstellung auf Substack ist der Grund diesmal das 2021 veröffentlichte Buch selbst. Was hat wohl die Berliner Staatsanwälte dazu getrieben, vier Jahre nach Buchveröffentlichung und zweieinhalb Jahre nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Verbreitung eines Fotos des Buchcovers, nun ein weiteres Strafverfahren wegen des Buches selbst einzuleiten? Welche Art Beweise hoffen sie in diesem Verfahren durch Hausdurchsuchung und Gerätebeschlagnahme sicherzustellen, die sie nicht auf anderem Wege erhalten könnten? Ob er das Buch selbst geschrieben hat? Er bestreitet es nicht. Ob er ein Nazi ist? Er veröffentlicht sehr viel und hält mit seiner radikal linken antikapitalistischen Einstellung alles andere als hinter dem Berg.
Es wird immer deutlicher, dass mit diesen Hausdurchsuchungen wegen regierungskritischer Äußerungen unter dem Vorwand der angeblichem Nazi-Verherrlichung Einschüchterung und vorgerichtliche Bestrafung von Kritikern betrieben wird. Um den einzigen legitimen Zweck von solchen Hausdurchsuchungen, Beweissicherung in Bezug auf konkrete Vorwürfe, geht es allenfalls am Rande.
Hopkins schreibt, dass es bisher keine offizielle Bestätigung gab, dass sein Buch „The Rise of the New-Normal Reich“ in Deutschland verboten ist. Er habe das nur vermuten können, weil Amazon es in Deutschland nicht liefere, aber in allen anderen Ländern. Auch aus der normalen Buchhandelsdistribution sei es verschwunden. Nun weiß er, dass es verboten ist.
Die Frage ist, ob die Befriedigung überschießender Verfolgungswut von Staatsanwälten, und vielleicht sogar ihrer Rachsucht, den Ärger wert sein wird, den Deutschland sich damit mit der US-Regierung einhandeln könnte. Immerhin macht die US-Regierung Deutschland, Großbritannien und der ganzen EU bereits beträchtlichen Ärger wegen des Vorwurfs ein Zensursystem zu betreiben. Vizepräsident J.D. Vance hat eine Empfehlung für das neue Buch von Hopkins beigesteuert, die lautet:
„Der Fall von C. J. ist ein Beispiel für ungeheuerliche Zensur, und die freie Welt sollte davon angewidert sein.“
Vielleicht verlässt man sich in Berlin darauf, dass sich Hopkins mit einem offenen Brief an Vance und seine anderen regierungsamtlichen US-Unterstützer dort hinreichend unbeliebt gemacht hat. Er warf ihnen in dem Brief vor, dazu zu schweigen, dass die Trump-Regierung genauso aggressiv zensiere wie die Europäer.
Zum Abschluss noch eine Passage aus dem verbotenen Buch, wie in der Leseprobe des neuen zitiert (übersetzt):
„Die Leichtigkeit mit der Elon Musk und ein Konsortium global-kapitalistischer Ungeheuer, saudische Royalty und verschiedene andere Oligarchen es schafften, die zuvor als Twitter bekannte Plattform zu kaufen und sie als „Bastion der freien Rede“ neu zu vermarkten (obwohl X weiterhin mit dem Reich kooperiert und Dissens zensiert), die Mehrheit der „populistischen“ Opposition gegen den Aufstieg des Reichs der Neuen Normalität eingefangen und zu einem globalen Personenkult gemacht hat, bezeugt die Flexibilität des Kapitalismus und die Vorteile der Abwesenheit einer Ideologie. Wenn man sich an keine spezifische Ideologie halten muss, kann man jede beliebige Maske tragen, die einem hilft. Man kann jede Rolle spielen. Es ist nichts als Marketing, Werbung, Markenbildung. (…) Die Verwandlung von Twitter/X in den Musk-Kult und sein Merger [Verschmelzen, N.H.] mit (oder Übernahme) der MAGA-Bewegung war faszinierend, wenn auch extrem deprimierend, zu beobachten.“